Aktuelles
10. Dezember 2024
Die Arbeitswelt der Jugend steht heute mehr denn je im Fokus der gesellschaftlichen Diskussion. In einer Zeit, die von ständigen Veränderungen und Herausforderungen geprägt ist, ist es für uns von größter Bedeutung, jungen Menschen mit Band 6 der Schriftenreihe der Stiftung flexible Arbeitswelt eine Plattform zu bieten, auf der sie ihre Perspektiven, Erfahrungen und Visionen teilen können.
Dazu führten wir Interviews mit insgesamt elf Jugendlichen und jungen Personen aus ganz Deutschland im Alter von 16 bis 29 Jahren durch. Die Befragten befinden sich in unterschiedlichen Ausbildungs- und Berufssituationen, die vom Schulbesuch über klassische Ausbildungsberufe bis hin zu dualen und nicht-dualen Studiengängen sowie ersten Berufserfahrung reichen.
Die Interviews zeigen eine Vielzahl von wichtigen Aspekten und Differenzen. Viele Jugendliche haben klare Vorstellungen von ihrem idealen Beruf, oft geprägt durch persönliche Erfahrungen und Vorbilder wie Familienmitglieder oder besondere Erlebnisse. Maria Bosch (17 Jahre, Ausbildung zur Physiotherapeutin) sagte: “Ich wusste früh, dass ich in diesem Bereich arbeiten möchte. Die Ausbildung macht mir viel Freude.” Der Wunsch nach einem sinnvollen und erfüllenden Berufsleben ist stark ausgeprägt. Besonders Berufe im sozialen Bereich oder solche, die zur Gesellschaft beitragen, werden oft angestrebt. Während einige den finanziellen Aspekt als zentrale Motivation sehen, legen andere mehr Wert auf berufliche Zufriedenheit und Sinnhaftigkeit. Ein angemessenes Gehalt, das die Lebenshaltungskosten deckt und eine gewisse Lebensqualität ermöglicht, wird jedoch allgemein als wichtig erachtet. Dilo Pso Namir (29 Jahre, Ausbildung als Industriemechaniker, Weiterbildung zum Maschinenbautechniker) bemerkte: “Ich möchte so viel Geld verdienen, dass ich mir eine schöne Wohnung leisten und davon leben kann.”
Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist für die meisten Jugendlichen sehr wichtig. Sie bevorzugen geregelte Arbeitszeiten und lehnen ständige Erreichbarkeit ab. Gleichzeitig gibt es ambitionierte junge Personen, die bereit sind, Überstunden zu machen und ihre Freizeit zu opfern, um ihre Karriereziele zu erreichen – dies zeigt eine klare Differenz in den Ansichten über die Wichtigkeit von Work-Life-Balance im Vergleich zu Karriereambitionen. Leonie Joline Heyden (21 Jahre, Ausbildung zur Steuerfachangestellte und Duales Studium im Bereich Steuerwesen) hob hervor: “Überstunden müssen bei größeren Projekten natürlich sein, da kommt man nicht herum.” Ein positives Betriebsklima und kollegiale Zusammenarbeit sind entscheidend, wobei viele die Bedeutung von Wertschätzung und respektvollem Umgang betonen. Der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten und auch die Möglichkeit zum Home-Office werden häufiger erwähnt.
Die Bereitschaft zur Weiterbildung und persönlichen Entwicklung ist hoch, und viele Jugendliche und junge Menschen sind bestrebt, sich kontinuierlich weiterzubilden und neue Fähigkeiten zu erwerben. Karriereambitionen und der Wunsch nach beruflichem Aufstieg sind oft präsent, wobei einige Interviewteilnehmende auch das Ziel der Selbständigkeit verfolgen. Während einige klare berufliche Ziele haben und dafür auch bereit sind, ihren Wohnort zu wechseln, bevorzugen andere aufgrund familiärer Bindungen, in ihrer Heimat zu bleiben. Diese Differenz zeigt die unterschiedlichen Prioritäten in Bezug auf Mobilität und Ortswechsel. Denise Moya Lopez (25 Jahre, Kauffrau für Büromanagement und Duales BA-Studium Personalmanagement) sagte hierzu: “Das hängt von meinen beruflichen Chancen ab. Ich bin ja schon nach der Ausbildung der Stelle wegen in eine größere Stadt gezogen“
Kritikpunkte am Arbeitsmarkt umfassen unter anderem die mangelnde Anerkennung in bestimmten Branchen, wie der Pflege, und die hohen Anforderungen an akademische Abschlüsse in Deutschland. Einige Personen bemängeln die fehlenden Leistungsanreize und fordern mehr Unterstützung für risikobereite Unternehmen sowie eine Senkung der Steuern für Selbständige. Carl Brünjes (24 Jahre, Studium der Rechtswissenschaft und BWL) kritisierte: “Es ist ein Unding, dass immer mehr Unternehmen, die risikobereit sind und Arbeitsplätze schaffen, ins Ausland abwandern.”
Insgesamt spiegeln die Interviews ein breites Spektrum an Meinungen und Einstellungen wider, die die verschiedenen Erwartungen und Bedürfnisse der Jugendlichen und jungen Personen in der Arbeitswelt verdeutlichen und die wir mit diesem Band der Schriftenreihe sichtbar machen möchten.
Bezugsmöglichkeiten: Über unsere E-Mail: stiftung@flexible-arbeitswelt.de kostenfrei bestellen oder die Digitale Version unserer Webseite Downloaden
21. November 2024
Bei einer Gesprächsrunde des Gesamtverbandes der Personaldienstleister (GVP) wurden aktuelle Themen des Arbeitsmarktes und der Bildung diskutiert. Petra Füller von der Agentur für Arbeit berichtete zu den Themen Branchenplattform und Generationenmanagement. Die Stiftung war vertreten durch den Vorstandsvorsitzenden Wilhelm Oberste-Beulmann und den Geschäftsführenden Vorstand Thomas Hetz.
06. November 2024
Bei den ersten Immatrikulationen des neuen Studiengangs Human Ressource Management hat der Vorsitzende des Stiftungsvorstandes, Herr Wilhelm Oberste-Beulmann, die Stiftung flexible Arbeit vertreten. Am Mittwoch, den 6. November 2024, haben 18 motivierte junge Menschen in Bielefeld ihr Studium zum Bachelor of Arts mit Schwerpunkt Personaldienstleistung aufgenommen. Das Aufbaustudium ist das Ergebnis einer Kooperation der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) und des Gesamtverbands der Personaldienstleister (GVP). Das Programm wurde in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern renommierter Personaldienstleistungsunternehmen speziell für die Branche entwickelt. Das in dieser Form bislang einzigartige Modell ist ein Aufbaustudium für bereits ausgebildete Personaldienstleistungskaufleute sowie weitere kaufmännische Berufe, die nun berufsbegleitend den Bachelorabschluss erwerben können.
Weitere Details finden Sie hier.
16. Oktober 2024
Im Rahmen der Lünendonk-Studie 2024, die in Zusammenarbeit mit der GI Group hat Dr. Florian Keppeler ein Grußwort geschrieben.
So unter anderem:
“Mit Blick auf internationale Fach- und Führungskräfte lässt sich schließlich ein wichtiger Trend ablesen: Deutschland darf sich nicht der Illusion hingeben, besonders attraktiv zu sein. Fehlende Willkommenskultur, mangelnde Digitalisierung und zunehmender Rassismus werden von vielen ausländischen Fachkräften als abschreckend empfunden, wenn es um Deutschland als potenziellen Arbeits- und Lebensmittelpunkt (2023) geht. Hier wird es eine wichtige Aufgabe aller Akteursgruppen, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sein, gegenzusteuern.
Denn: Fachkräftemangel ist ein Standortnachteil für Deutschland.”
Das ganze Grußwort finden Sie hier.
10. Oktober 2024
Die Lünendonk-Studie 2024, die in Zusammenarbeit mit der GI Group entwickelt wurde, beschäftigt sich mit der aktuellen Thematik “Arbeitsmarktintegration ausländischer Fach- und Arbeitskräfte”.
Gleitworte der Untersuchung sind von
• Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit
• Florian Swyter, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Personaldienstleister e.V.
• Dr. Florian Keppeler, Kuratoriumsmitglied bei der Stiftung Flexible Arbeitswelt und Assistent Professor am King Frederik Center for Public Leadership an der Aarhus University
• Bettina Schaller, Präsidentin der World Employment Confederation
Themen der Studie sind u.a.:
• Deutschland braucht Arbeitskräfte
• Rekrutierung im Ausland
• Integration von Geflüchteten
• Zeitarbeit ist Motor für Zuwanderung und Integration
• Europäische Herausforderungen brauchen europäische Lösungen.
Die komplette Studie hier als Download.
15. Juli 2024
Berlin. Arbeitgeber sollten bei der Suche nach Arbeitskräften die Lebensphasen und das Alter von Bewerbern im Blick haben und diese nicht nach den gängigen Generationenbegriffen charakterisieren, hat Dr. Florian Keppeler von der Universität Aarhus (Dänemark) empfohlen. Der Politikwissenschaftler erteilte im Interview mit der Stiftung Flexible Arbeitswelt dem Generationenbegriff eine Absage und untermauerte diese mit verschiedenen Studienergebnissen. Mit Blick auf Berufstätigkeit und Arbeitsmotivation gebe es keine Belege für Generationsunterschiede.
“Berufseinsteiger haben andere Bedarfe als Familienmitglieder mit Kleinkindern oder pflegebedürftigen Angehörigen. Es wird von der Lebensphase determiniert und nicht von irgendeiner Zugehörigkeit zu einer Geburtskohorte”, erklärte Keppeler. Der Wissenschaftler rät Arbeitgebern, sich nicht vom Generationenbegriff leiten zu lassen und von den Zuschreibungen zu Generation X, Y, Z oder Alpha. “Alter und Lebensphase sind erklärende Faktoren, nicht die Generation”, so der Politologe.
Neben der Bedeutung von Arbeit wird in dem Interview auch erörtert, wie der Arbeitskräftemangel in Deutschland verringert werden kann. “Dabei sollte deutlich mehr Energie investiert werden, um die Menschen, die hierhergekommen sind, in den Arbeitsmarkt zu bringen”, forderte Keppeler mit Blick auf Arbeitsmarktmigration. Der Politikwissenschaftler ist Mitglied im Kuratorium der Stiftung Flexible Arbeitswelt (flexible-Arbeit.de). Deren Schriftenreihe befasst sich in der neuen Ausgabe mit der Bedeutung von Arbeit und der Erwartung junger Menschen vom Arbeitsleben. Die gemeinnützige Stiftung hat die Förderung von Bildung zum Ziel und befasst sich dabei insbesondere mit der Flexibilisierung der Arbeitswelt, des Personaleinsatzes und der Beschäftigungsverhältnisse.
Das Interview mit Dr. Florian Keppeler, Assistant Professor am King Frederik Center for Puplic Leadership an der Aarhus University und Kuratoriumsmitglied der Stiftung flexible Arbeitswelt, finden Sie hier.
19. Juni 2024
Die Stiftung war auf der 1. Jahrestagung des Gesamtverbandes der Personaldienstleister (GVP) durch den Vorsitzenden des Vorstandes Wilhelm Oberste-Beulmann und den Geschäftsführenden Vorstand Thomas Hetz mit einem Stand vertreten. Der GVP ist durch einen Zusammenschluss der beiden Personaldienstleistungsverbände, Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) und Interessenverband der Zeitarbeit (igz), entstanden. Auf der Tagung in Berlin referierte das Mitglied des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit Daniel Terzenbach zum Thema „Arbeitsmarktintegration Geflüchteter“. Die Bundesabgeordneten Nicole Bauer MdB (FDP), Hannes Walter MdB (SPD) und Tilman Kuban MdB(CDU) diskutierten zu aktuellen Politikfeldern von Wirtschaft und Arbeit. Bundesminister Christian Lindner MdB (FDP) schloss den Themenkreis des Tages mit seiner Keynote zu Politik, Wirtschaft, Arbeit und Finanzen ab.
15. April 2024
Der Rat der EU bestätigt die Einigung über neue Vorschriften zu Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Plattformbeschäftigten und die Verwendung von Algorithmen durch digitale Arbeitsplattfomen reguliert werden.
Alle Details finden Sie hier.
10. April 2024
Interview der Stiftung mit der Ausbildungsleiterin der Stadtwerke München zu dem Förderprogramm für Jugendliche ohne Abschluss mit der Ausbildungsleiterin Vivian Gann.
Gesellschaftliche Verantwortung: Stadtwerke München ermöglicht Jugendlichen mit Startschwierigkeiten sozialpädagogisch begleitete Ausbildung.
50.000 Schülerinnen und Schüler verlassen jedes Jahr im Durchschnitt die Schule ohne Schulabschluss – und es ist keine Besserung in Sicht. Dies sei eine „inakzeptable Vergeudung von Ressourcen“, heißt es in der jüngsten Bertelsmann-Studie angesichts des Fachkräftemangels. Für die Stadtwerke München SWM ist die hohe Schulabbrecher-Quote nicht nur ein ökonomisches Problem, sondern hier sei gesellschaftliche Verantwortung gefragt, ist die Auffassung des kommunalen Unternehmens, das vor diesem Hintergrund das so genannte Stadtwerkeprojekt realisiert. Ziel ist, benachteiligten jungen Menschen unter 27 Jahren die Möglichkeit einer sozialpädagogisch begleiteten Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich zu geben. Ausgebildet wird vorwiegend zum Industriemechaniker, aber auch in anderen Ausbildungsberufen der SWM. Das Münchner Projekt hat Modellcharakter in ganz Deutschland und gibt es bereits seit über 30 Jahren.
Dr. Gabriele Jahn, SWM Geschäftsführerin Personal, Immobilien und Bäder, sagt: „Im Stadtwerkeprojekt finden junge Menschen, deren Start in die Arbeitswelt noch nicht geglückt ist, eine Möglichkeit, sozialpädagogisch begleitet, eine Ausbildung zu meistern. Damit ist eine gute Basis für deren berufliche Zukunft geschaffen.“ Die Stadtwerke haben dabei eine Kooperation mit dem Münchener Verein Spectrum Arbeit Beruf Soziales e.V. und ziehen Bilanz: Das Projekt war bislang für mehr als 180 junge Menschen ein berufliches Sprungbrett. „Dies stellt eine Win-Win-Situation für die Jugendlichen und die SWM gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels dar,“ so Dr. Jahn.
Dazu ein Interview mit Ausbildungsleiterin Vivian Gann:
Was sind häufig die Ursachen, warum junge Leute auf dem Weg ins Arbeitsleben zunächst scheitern und erreichen Sie die Menschen?
Die Gründe, warum die jungen Menschen es vorher nicht geschafft haben, in den Beruf zu starten, sind vielschichtig. Jeder hat sein eigenes Päckchen, das er mitbringt, wenn er zu uns kommt. Schwierige familiäre Verhältnisse, in denen sie groß geworden sind, Sucht oder Abrutschen auf die schiefe Bahn und Gefängnisaufenthalte sind Stichworte. Das Stadtwerkeprojekt und der Verein Spectrum arbeiten eng mit dem Jugendamt der Stadt zusammen. Das Jugendamt stellt in jedem Fall den Jugendhilfebedarf in einem Clearing vorab fest, nur dann ist eine Einstellung möglich.
Laufen die Projekte dabei immer gleich ab oder eher individuell?
Die Angebote werden immer wieder an die Bedürfnisse junger Menschen mit beruflichen Handicaps angepasst, etwa mit einem Netzwerk für Alleinerziehende, mit unterschiedlich intensiv betreuten Wohngruppen oder mit dem integrierten Wohnprojekt ViViDante für junge Menschen mit und ohne Unterstützungsbedarf. Die Stadtwerke München haben für diesen Zweck drei Wohngruppen innerhalb des SWM Werkswohnungsbaus, der 2019 in der Münchner Dantestraße eröffnet wurde, eingerichtet. Die Wohnheime mit Einzelwohnungseinheiten und mehreren WG stehen für neue SWM Mitarbeiter zur Verfügung. Dort können auch junge Leute auch aus dem Stadtwerkeprojekt für die Zeit ihrer Ausbildung in WGs wohnen. Die volljährigen Auszubildenden werden tagsüber über von drei Sozialpädagogen betreut, die jüngeren rund um die Uhr.
Was passiert nach der Ausbildung? Stehen die Stadtwerke auch danach als Arbeitgeber zur Verfügung?
Von den rund 180 jungen Menschen, die eine Ausbildung im Rahmen des Stadtwerkeprojekts durchlaufen haben, wurden über 100 der Teilnehmenden nach erfolgreichem Abschluss von den Stadtwerken München übernommen. Davon profitieren sowohl die jungen Menschen als auch die Stadtwerke als Arbeitgeber. Während die jungen Frauen und Männer nach Umwegen noch die Chance auf eine erfolgreiche berufliche Zukunft bekommen, bedeutet das für das kommunale Unternehmen motivierte und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Dabei sind die regelmäßige Qualifizierung und Zertifizierung ein wichtiger Nachweis für die Qualität unserer Arbeit. Bereits zum dritten Mal wurde das Stadtwerkeprojekt erfolgreich zertifiziert, und zum vierten Mal wurde es mit dem Gütesiegel der Landesarbeitsgemeinschaft Jugendsozialarbeit (LAG) in Bayern ausgezeichnet. Jährlich werden vier bis fünf junge Menschen angenommen.
An wen wendet sich das Ausbildungsprojekt konkret?
Wir haben den Fokus auf junge Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung unter 25 Jahren, die z.B.:
- das Berufsvorbereitungsjahr absolviert haben,
- bereits von anderen Einrichtungen der Jugendhilfe betreut wurden,
- möglichst einen Abschluss der Mittelschule in der Tasche haben,
- von Arbeitslosigkeit bedroht oder arbeitslos sind bzw.
- ihre Lehrstelle abgebrochen haben.
08. April 2024
Das Bundesministerium informiert über die weitere Förderung der Aus- und Weiterbildung und in diesem Zusammenhang über gesetzliche Neuregelungen, die zum 01. April 2024 in Kraft treten. Alle Details finden Sie hier.
03. April 2024
Personaldienstleistung wird akademisch
Interview mit Prof. Dr. Walter Niemeier von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) GmbH – University of Applied Sciences -FHM Bielefeld
Die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) und der Gesamtverband der Personaldienstleister (GVP) kooperieren ab sofort beim neu entstandenen Bachelorstudiengang „Human Resource Management, Schwerpunkt Personaldienstleistung (B.A.)“. Was sind die Gründe dafür, dass die Personaldienstleistung zum ersten Mal einen akademischen Weg einschlägt?
Es gibt mehrere Gründe, warum die Personaldienstleistung einen akademischen Weg einschlägt. Es geht um die Professionalisierung der Personaldienstleistung. Durch die Akademisierung können die Fachkräfte ein tieferes Verständnis für die Prinzipien und Methoden der Personaldienstleistung in einem von zunehmender Komplexität, Flexibilisierung und Internationalisierung geprägten Arbeitsmarkt entwickeln. Durch die Professionalisierung können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Unternehmen besser auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen. Die Unternehmen steigern die Qualität ihrer Dienstleistung, ihre Wettbewerbsfähigkeit und binden gleichzeitig die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für die Studierenden bedeutet die Akademisierung eine individuelle berufliche Weiterentwicklung und die Möglichkeit der Karriereentwicklung. Durch eine akademische Ausbildung können Fachleute dazu beitragen, Innovationen in der Personaldienstleistung voranzutreiben. Forschungsbasierte Erkenntnisse können dazu beitragen, bewährte Praktiken weiterzuentwickeln und den Sektor insgesamt voranzubringen.
Was sind die Inhalte und Ziele?
Das Ziel des Studiengangs ist es, zur Professionalisierung der Personaldienstleistungsbranche beizutragen. Die akademisierten Fachkräfte können für ihre Unternehmen neue Antworten auf die wachsenden Herausforderungen entwickeln.
Mit dem Studiengang öffnen wir den Personaldienstleistern den Weg in die Akademisierung und Professionalisierung, die Studierenden erhöhen ihre beruflichen Kompetenzen und Perspektiven.
Der Studiengang wurde in enger Abstimmung mit dem GVP sowie einem Studiengangsbeirat entwickelt. Dieser bestand aus Vertreterinnen und Vertretern größerer und mittelständischer Unternehmen der Personaldienstleistungsbranche. Die Inhalte des Studiums bauen auf der fundierten Ausbildung der Personaldienstleistungskaufleute auf und vertiefen bzw. erweitern diese. Im Studiengang werden sowohl Inhalte aus dem Human Resource Management als auch spezifische Inhalte der Personaldienstleistung sowie managementrelevante Aspekte gelehrt, wobei ein Fokus ebenfalls auf einen interdisziplinäreren aktuellen Praxisbezug gelegt wird.’
Gibt es bereits Reaktionen aus der Personaldienstleistungsbranche? Wie groß ist das Interesse?
Die Reaktionen aus der Personaldienstleistungsbranche sind sehr positiv, wir arbeiten mit dem GVP sehr eng und vertrauensvoll zusammen. Auf der ersten digitalen Info-Veranstaltung waren 20 Unternehmen der Branche mit großem Interesse dabei, hinzu kommen Nachfragen einzelner Unternehmen und vieler Interessenten.
Und wie sieht es auf der Seite der künftigen Studierenden aus? Gibt es schon Bewerbungen für den neuen Studiengang?
Die Nachfrage auf der Seite der Interessenten ist recht hoch. Auf der ersten online-Info-Veranstaltung für Interessenten waren über 15 Interessenten dabei, die engagiert nachgefragt und diskutiert haben. Es kommen aktuell immer noch weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Branche hinzu. Ein weiterer digitaler Infotermin findet am 10. April um 16:30 Uhr statt. Der Zugang zum virtuellen Raum ist über die Website der FHM und den Studiengang Human Resource Management zu finden. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Es gibt zu diesem frühen Zeitpunkt bereits eine gute Zahl an Bewerbungen zu dem Studiengang, jeder zweite Interessent hat sich direkt angemeldet. Einige müssen noch Dinge abklären, wie die mögliche Förderung oder Freistellung oder auch mit der Familie sprechen. Hinzu kommt die große Nachfrage durch die Unternehmen. Wir werden mit einer tollen Studiengruppe zum 1. Oktober 2024 starten.
Warum dauert der berufsbegleitende Bachelor-Studiengang nur zwei Jahre?
Als Hochschule können wir im Beruf erworbene Kompetenzen auf einen Studiengang anrechnen, wenn Inhalt, Umfang und Level vergleichbar sind. Wir haben das Ausbildungscurriculum der Personaldienstleistungskaufleute und unser HRM-Studienprogramm nebeneinandergelegt und verglichen. Auf dieser Basis können wir die Hälfte des Studienprogramms aus der Ausbildung der Personaldienstleistungskaufleute anrechnen. Hierzu ein kleines Beispiel: die Berechnung des Personalbedarfs, die Personalbeschaffungswege, Personalentwicklungsmaßnahmen oder Personalmarketing sind in Ausbildung und Studium vergleichbar. Warum müssen wir dann in einem Studium diese Inhalte redundant vermitteln? Diese Inhalte können wir aus der Ausbildung auf das Studienprogramm anrechnen.
Für andere Ausbildungsberufe gibt es ebenfalls einen Weg des Einstiegs und der Anrechnung. Mit der Anrechnung reduzieren sich dann der Lehr- und Lernaufwand genau so auch der Prüfungsaufwand und damit auch die Studiendauer auf 2 Jahre.
Glauben Sie, dass die Personaldienstleister-Branche im Zuge des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels künftig noch mehr Bedeutung zukommen wird?
Die Bedeutung der Personaldienstleistung wird zunehmen. Der Fachkräftemangel ist bereits in jeder Branche spürbar. Personaldienstleister können in diesem Kontext eine entscheidende Rolle spielen, indem sie Unternehmen bei der Suche nach qualifiziertem Personal unterstützen. Die Arbeitswelt wandelt sich zunehmend in Richtung Flexibilität und Agilität. Personaldienstleister können Unternehmen dabei helfen, schnell auf Veränderungen in der Arbeitsnachfrage zu reagieren. Der Fachkräftemangel betrifft nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der verfügbaren Arbeitskräfte. Personaldienstleister, die sich auf spezifische Branchen oder Fachgebiete spezialisiert haben, können Unternehmen dabei helfen, schnell auf spezielle Anforderungen zuzugreifen und hochqualifiziertes Personal zu finden. Personaldienstleister können nicht nur bei der Rekrutierung, sondern auch bei der Beratung und dem Talentmanagement eine wichtige Rolle spielen. Sie können Unternehmen dabei unterstützen, ihre Mitarbeiter zu entwickeln, zu binden und effektiv zu managen, was angesichts des Fachkräftemangels entscheidend ist. Personaldienstleister, die Erfahrung in der internationalen Personalbeschaffung und -vermittlung haben, können Unternehmen bei der Suche nach qualifizierten Kräften aus verschiedenen Teilen der Welt unterstützen. Unternehmen könnten vermehrt dazu neigen, bestimmte HR-Funktionen an externe Dienstleister auszulagern, um sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Personaldienstleister können dabei eine wichtige Rolle spielen, indem sie Personalmanagementdienstleistungen, Lohnbuchhaltung und andere HR-Aufgaben übernehmen. Personaldienstleister können Lösungen für die vielfältigen Herausforderungen der modernen Arbeitswelt bieten.
Professionalisierung im veränderten Arbeitsmarkt unverzichtbar
Fragen zum neuen Studiengang an den Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Flexible Arbeitswelt, Wilhelm Oberste-Beulmann. Er war maßgeblich bei der Entwicklung des Ausbildungsbildes des/r Personaldienstleistungskaufmann/frau verantwortlich.
Herr Oberste-Beulmann, Sie haben maßgeblich am Ausbildungsgang des Persondienstleistungskaufmann/frau für Industrie und Handel mitgewirkt. Ihn gibt es seit 2008. Jetzt wird die Branche akademisch. Welche positiven Entwicklungen sehen Sie dafür für den Arbeitsmarkt?
Mit dem Ausbildungsberuf Personaldienstleistungskaufmann/frau haben wir vor vielen Jahren den ersten Baustein gelegt. Es hat uns damals keiner zugetraut, dass wir pro Jahr zwischen 700 und 1000 Auszubildende für diesen Beruf begeistern können. Ausgebildet wurde nicht nur in der Personaldienstleistung, sondern auch in vielen anderen Branchen. Das war aber nur der Anfang. Mit der Akademisierung hin zum Bachelor und später auch zum Master verfolgen wir das Ziel der weiteren Professionalisierungen in dem sich immer weiter veränderten Arbeitsmarkt. Wir entwickeln damit genau die Führungskräfte der Zukunft, die kompetente Ansprechpartner der Kunden sind.
Was ist aus Ihrer Sicht positiv am Aufbau des Studienganges?
Durch die Anrechnung der Module aus der Ausbildung zum/r Personaldienstleistungskaufmann/frau und den bereits erworbenen beruflichen Kompetenzen erfolgt keine doppelte Wissensvermittlung. Daher kann der Studiengang auf zwei Jahre begrenzt werden. Zusätzlich ist er berufsbegleitend aufgebaut, praxisorientiert gestaltet und wird entsprechend wissenschaftlich begleitet.
Warum werden Weiterbildung und Qualifizierung bei den Personaldienstleistern immer wichtiger?
Durch die enormen Veränderungen im Arbeitsmarkt ist es wichtig, auf Augenhöhe und als Partner der Kundenunternehmen zu agieren. Zusätzlich verändern sich permanent die Anforderungen in der Arbeitswelt. Daher ist es wichtig, dass durch die Weiterbildung und Qualifizierung die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich diesen Prozessen stellen können.
27. Februar 2024
Im fünften Band der Schriftenreihe der Stiftung flexible Arbeitswelt werden die Herausforderungen der heutigen Arbeitswelt behandelt. Dabei werden Gesetze und Vorschriften, individuelle Schwierigkeiten sowie Themen des Arbeits- und Beschäftigungsschutzes diskutiert.
In unserem Fachgespräch zum Thema Bildung und Weiterbildung im aktuellen Arbeitsmarkt haben wir uns intensiv und bereichernd mit Akteurinnen und Akteuren sowie Verantwortlichen aus verschiedenen Bereichen der Arbeitswelt mit den Herausforderungen der heutigen Arbeitswelt auseinandergesetzt. Es ging darum, differenzierte Ansätze für Fachkräfte und Basisarbeitende zu finden. Ein positives Beispiel aus der Praxis zeigt, wie Qualifizierung und Weiterbildung effektiv gelingen können. Richard Hofmann und Marc Schüpferling lieferten einen Einblick in das Qualifizierungskonzept, das 2022 von der Agentur für Arbeit Nürnberg und der Stiftung flexible Arbeitswelt initiiert wurde. Das Modell kann als Vorlage und Vorbild für ähnliche Initiativen dienen.
Bezugsmöglichkeiten: Über unsere E-Mail: stiftung@flexible-arbeitswelt.de kostenfrei bestellen oder die Digitale Version unserer Webseite Downloaden
14. Februar 2024
Die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) und der Gesamtverband der Personaldienstleister (GVP) haben einen Vertrag für den Fernstudiengang “Human Resource Management, Schwerpunkt Personaldienstleistung (B.A.)” unterzeichnet. Die Stiftung flexible Arbeitswelt wurde durch ihren Vorsitzenden Herrn Wilhelm Oberste-Beulmann vertreten. Der Studiengang richtet sich an ausgebildete Personaldienstleistungskaufleute und führt in nur zwei Jahren zum Bachelor-Abschluss. Bewerbungen sind ab sofort möglich, eine Informationsveranstaltung fand am 7. Februar 2024 statt. Das Studium beginnt am 1. Oktober 2024 und läuft berufsbegleitend mit Online-Vorlesungen an zwei Tagen pro Woche.
07. Februar 2024
Das Interview mit Herrn Oberste-Beulmann, welches bereits auf unserer Webseite veröffentlich wurde (hier lesen), ist nun auch im AIP erschienen.
Herr Oberste-Beulmann äußert sich in diesem Interview zu den massiven Zinserhöhungen des KFW-Studienkredits und warnt vor den Folgen, wenn sich Studierende ein Studium nicht mehr leisten können.